Plan B für herausfordernde Tage – Ihr Notfallkoffer bei Demenzpflege
- leyroutz
- vor 4 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Als Gerontopsychologin mit langjähriger Erfahrung in der Begleitung von Demenzbetroffenen und ihren Angehörigen weiß ich: Es gibt diese Tage, an denen nichts zu funktionieren scheint. Tage, an denen die Unruhe Ihres Angehörigen besonders ausgeprägt ist, an denen Sie selbst erschöpft sind oder unerwartete Ereignisse Ihre sorgfältig geplante Routine durchkreuzen.
Ein "Plan B" ist nicht nur hilfreich – er ist essenziell für Ihr Wohlbefinden und das Ihres Angehörigen. Denken Sie an ihn wie an einen Notfallkoffer, den Sie griffbereit haben, wenn der Sturm losbricht.
Was gehört in Ihren persönlichen "Plan B"?
1. Notfallkontakte parat haben Erstellen Sie eine Liste mit Menschen, die kurzfristig einspringen können. Das können Familienmitglieder, Nachbarn oder professionelle Betreuungsdienste sein. Speichern Sie die Nummern im Handy unter "Notfall Betreuung" ab.
2. Beruhigungsstrategien identifizieren Beobachten Sie, was Ihren Angehörigen verlässlich beruhigt. Ist es ein bestimmtes Lied? Ein altes Fotoalbum? Die Lieblingssendung? Notieren Sie diese "Anker" und halten Sie sie griffbereit.
3. Ablenkungskoffer packen Stellen Sie eine Box mit Gegenständen zusammen, die Ihren Angehörigen beschäftigen können: ein einfaches Puzzle, Stoffreste zum Sortieren, ein Bilderbuch mit Naturaufnahmen oder Gegenstände zum Hantieren, die mit früheren Hobbys verbunden sind.
4. Ihren eigenen "Reset-Knopf" kennen Was hilft Ihnen selbst, wenn alles zu viel wird? Ist es eine Atemübung? Ein kurzer Gang ans offene Fenster? Ein Lieblingstee? Definieren Sie Ihren persönlichen Reset-Knopf.
Aus der Praxis: Wenn der Plan B zum Einsatz kommt
Frau M. betreut ihren Mann mit fortgeschrittener Demenz. Als er eines Nachmittags besonders unruhig war und gleichzeitig der Wasserkocher ausfiel, spürte sie, wie Panik in ihr aufstieg. Sie erinnerte sich an unsere Gespräche über den "Plan B" und handelte:
Sie legte seine Lieblingsmusik auf, holte die Box mit den weichen Wollknäueln (er war früher Textilkaufmann) und rief ihre Nachbarin an, die nach 20 Minuten für eine Stunde übernahm. Diese kurze Auszeit ermöglichte es ihr, wieder Kraft zu sammeln.
Warum ein Plan B mehr ist als ein Notfallplan
Aus psychologischer Sicht gibt Ihnen ein Plan B nicht nur praktische Handlungsoptionen – er reduziert auch das Gefühl der Hilflosigkeit, das in schwierigen Momenten entstehen kann. Das Wissen, dass Sie vorbereitet sind, senkt Ihr Stressniveau und damit indirekt auch das Ihres Angehörigen.
Meine Empfehlung für heute: Nehmen Sie sich 15 Minuten Zeit und notieren Sie die ersten Elemente Ihres Plan B. Sprechen Sie mit mindestens einer Person darüber, dass Sie sie im Notfall anrufen würden. Allein dieser Schritt wird Ihnen ein Gefühl von mehr Kontrolle geben.
Denken Sie immer daran: Die Pflege eines Menschen mit Demenz verläuft selten linear. Herausfordernde Tage gehören dazu, und ein Plan B ist kein Eingeständnis von Schwäche – er ist ein Zeichen von Weitsicht und Fürsorge für sich selbst und Ihren Angehörigen.

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