Reden hilft – Wie man in der Familie schwierige Gespraeche führt
- leyroutz
- 20. Juni
- 2 Min. Lesezeit

„Ich wollte nur sagen, dass ich am Limit bin – und plötzlich haben wir uns angeschrien.“„Ich hätte so viel zu sagen, aber ich weiß nicht wie.“
Wenn ein Familienmitglied an Demenz erkrankt, reden alle – über Pflege, Organisation, Termine. Aber das, was wirklich wichtig ist – Gefühle, Verletzungen, Überforderungen – bleibt oft unausgesprochen. Oder es bricht im falschen Moment, mit zu viel Druck, überfordernd hervor.
Doch gerade jetzt ist echte Kommunikation wichtiger denn je. Und auch möglich – wenn wir sie bewusst gestalten.
1. Warum Konfliktgespräche in Familien so schwierig sind
Alte Rollenbilder wirken weiter: „Du warst schon immer die, die alles besser weiß.“
Verletzungen aus der Vergangenheit liegen unausgesprochen in der Luft.
Angst vor Ablehnung oder Eskalation hemmt die Offenheit.
Pflegebedingter Dauerstress senkt die Reizschwelle – und es kommt schneller zu explosionsartigen Gefühlen.
Das Resultat: Man schweigt. Oder man streitet. Aber selten kommt es zum echten Dialog.
2. Wie man schwierige Gespräche klug beginnt
Der erste Schritt ist oft der schwerste. Deshalb helfen sogenannte Ich-Botschaften:
„Ich merke, dass ich mich immer öfter erschöpft fühle, und ich wünsch mir, dass wir die Aufgaben gemeinsam neu sortieren.“
„Ich will nicht angreifen – ich will verstehen, warum du dich gerade so zurückziehst.“
Ein gutes Gespräch beginnt nicht mit:„Du hilfst ja sowieso nie.“Sondern mit:„Ich würde gern besprechen, wie wir die nächsten Wochen gemeinsam besser bewältigen können.“
3. Typische Kommunikationsfallen – und wie man sie vermeidet
Falle | Alternative |
„Immer machst du…“ | „Ich habe das Gefühl, dass…“ |
„Du verstehst es einfach nicht!“ | „Ich glaube, wir sehen das unterschiedlich – und ich möchte dir erklären, warum mir das wichtig ist.“ |
„Lass gut sein, bringt ja eh nichts.“ | „Ich merke, dass es uns schwerfällt – vielleicht holen wir uns Hilfe von außen?“ |
Es geht nicht um Recht haben – sondern um gesehen werden.
4. Wenn Gespräche alleine nicht mehr weiterführen
Manchmal ist es hilfreich, eine außenstehende Person einzuladen:
Familiengespräch mit psychologischer Begleitung
Supervision für betreuende Angehörige
Gesprächsmoderation durch eine Pflegeberatung oder Sozialarbeiter:in
Das entlastet die Gesprächssituation emotional – und schafft Raum, alte Muster zu erkennen, ohne sich gleich angegriffen zu fühlen.
Abschließender Impuls
Gute Gespräche beginnen nicht mit perfekten Worten – sondern mit dem Mut, sich zu zeigen.
Demenz stellt Familien vor neue Herausforderungen. Aber sie eröffnet auch Chancen: für ehrliche Begegnung, für Klarheit, für menschliche Reife.
Was würden Sie gerne einmal sagen – wenn Sie sicher wären, dass man Ihnen wirklich zuhört?
Leider gehören immer 2 dazu, um einen Konflikt zu lösen