Tag 104: Eine kurze Auszeit vom Pflegealltag – Kleine Pausen mit großer Wirkung
- leyroutz
- vor 7 Stunden
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Als Gerontopsychologin und Demenzexpertin erlebe ich täglich, wie wichtig regelmäßige Auszeiten für pflegende Angehörige sind. Doch oft höre ich: "Für eine Pause habe ich keine Zeit" oder "Ich kann ihn/sie nicht allein lassen". Heute möchte ich mit Ihnen über realistische, kurze Auszeiten sprechen, die tatsächlich in Ihren anspruchsvollen Alltag passen.
Warum Mikro-Pausen lebenswichtig sind
Die Forschung zeigt eindeutig: Kontinuierliche Betreuung ohne Pausen führt nicht nur zu körperlicher Erschöpfung, sondern auch zu emotionaler Abstumpfung. Selbst kleine Auszeiten können Ihr Nervensystem regulieren und Ihre Empathiefähigkeit wiederherstellen. Sie pflegen nicht weniger hingebungsvoll, wenn Sie sich Pausen gönnen – im Gegenteil, Sie pflegen nachhaltiger und einfühlsamer.
Praktische Möglichkeiten für kurze Auszeiten
1. Die 5-Minuten-Meditation Setzen Sie sich in einen ruhigen Raum oder sogar ins Badezimmer. Schließen Sie die Tür, stellen Sie einen Timer auf 5 Minuten und konzentrieren Sie sich nur auf Ihren Atem. Ein- und ausatmen. Nichts anderes. Diese einfache Übung senkt nachweislich den Cortisol-Spiegel und beruhigt das Nervensystem.
2. Die Tee-Zeremonie Machen Sie aus der Zubereitung und dem Trinken einer Tasse Tee oder Kaffee ein bewusstes Ritual. Achten Sie auf den Duft, die Wärme der Tasse in Ihren Händen, den Geschmack. Diese Form der Achtsamkeit kann selbst in einer kurzen Pause tiefe Erholung bringen.
3. Die Natur-Mikroverbindung Treten Sie für drei Minuten ans offene Fenster oder auf den Balkon. Spüren Sie den Wind, hören Sie die Vögel, betrachten Sie den Himmel. Die Naturverbindung, selbst in kleinsten Dosen, hat eine bewiesene regenerative Wirkung.
4. Die Bewegungs-Pause Drei Minuten Stretching, ein kurzer Spaziergang um den Block oder einige Yoga-Posen können Verspannungen lösen und Ihren Kopf frei machen.
Aus meiner Beratungspraxis: Auszeiten ermöglichen
Frau K., die ihren demenzerkrankten Vater betreut, fühlte sich zunächst schuldig bei dem Gedanken an Pausen. Wir entwickelten gemeinsam Strategien:
Sie stellte einen Sessel neben den Fernseher ihres Vaters, wenn seine Lieblingssendung lief, und las 15 Minuten in ihrem Buch.
Sie bat ihre Schwester, zweimal pro Woche für eine halbe Stunde telefonisch mit dem Vater zu sprechen, während sie einen Spaziergang machte.
Sie nutzte die Zeit, wenn ihr Vater seinen Mittagsschlaf hielt, nicht für Hausarbeit, sondern für eine echte Pause.
Die emotionale Dimension der Auszeit
Eine besondere Herausforderung für viele pflegende Angehörige sind die Schuldgefühle, die mit Pausen einhergehen können. Aus psychologischer Sicht ist es wichtig zu verstehen: Selbstfürsorge ist nicht egoistisch. Sie ist die Voraussetzung dafür, dass Sie emotional präsent bleiben können.
Meine Empfehlung für heute: Planen Sie bewusst eine 10-minütige Pause ein. Tragen Sie sie in Ihren Kalender ein wie einen wichtigen Termin. Überlegen Sie vorab, was Sie in diesen 10 Minuten tun werden, um wirklich abzuschalten. Und dann – das ist entscheidend – genießen Sie diese Pause ohne Schuldgefühle.
Denken Sie daran: In der Betreuung eines Menschen mit Demenz sind Sie das wichtigste Instrument. Nur wenn dieses Instrument gestimmt und gut gepflegt ist, kann es seine volle Wirkung entfalten.

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