Tag 119: Mischformen der Demenz
- leyroutz
- vor 4 Tagen
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Aktualisiert: vor 3 Tagen
Wenn die Diagnose nicht eindeutig ist – Demenz-Mischformen verstehen und begleiten
Wenn wir an Demenz denken, meinen wir oft „Alzheimer“. Doch die Realität ist komplexer. Viele Menschen zeigen Symptome, die nicht eindeutig einer Form der Demenz zugeordnet werden können. Fachlich sprechen wir dann von Demenz-Mischformen – also dem gleichzeitigen Vorliegen mehrerer Demenzursachen, etwa Alzheimer-Krankheit und vaskuläre Schädigungen oder Lewy-Body-Demenz mit Alzheimer-Komponente.
Diese Mischbilder sind keine Ausnahme, sondern eher die Regel, vor allem im höheren Alter. Studien zeigen, dass bei bis zu 50–70 % der älteren Betroffenen eine Mischform vorliegt. Doch was bedeutet das für Sie als Angehörige*r?
Verwirrende Symptome – ein Puzzle mit mehreren Ebenen
Menschen mit Mischformen zeigen oft wechselhafte Symptome:
An einem Tag wirken sie klar, am nächsten orientierungslos.
Es kommt zu Bewegungseinschränkungen, Halluzinationen oder starken Stimmungsschwankungen.
Die Gedächtnisstörung steht vielleicht gar nicht im Vordergrund – sondern das Verhalten, die Sprache oder körperliche Unruhe.
Diese Vielschichtigkeit kann überfordern – auch weil sie nicht in die gängigen Bilder passt. Und genau hier beginnt unsere gemeinsame Arbeit.
Warum klare Diagnosen schwierig sind
Die Diagnostik ist oft wie ein Blick durch Nebel. Bildgebende Verfahren wie CT oder MRT zeigen manchmal vaskuläre Schäden, die nicht alles erklären. Gleichzeitig deuten neuropsychologische Tests auf eine Alzheimer-Demenz hin – und dann treten noch Symptome wie Halluzinationen auf, die eher für eine Lewy-Body-Demenz sprechen würden.
Für Angehörige ist das frustrierend. Sie fragen sich: Was hat mein Vater denn nun? Und was braucht er wirklich?
Der Mensch im Mittelpunkt – nicht die Diagnose
Statt auf eine exakte Schublade zu warten, lade ich Sie ein, eine andere Perspektive einzunehmen:
Was zeigt mir dieser Mensch heute? Was braucht er jetzt?
Die psychosoziale Begleitung rückt in den Vordergrund. Es geht darum, Sicherheit zu geben, die Umwelt anzupassen, mit Schwankungen zu leben – und liebevoll mit dem Unerwarteten umzugehen.
Auch wenn wir als Fachleute genaue Begriffe brauchen: Für Sie zählt im Alltag etwas anderes – Beziehung, Präsenz, ein liebevolles „Da-Sein“. Diese Haltung heilt keine Hirnzellen, aber sie verändert die Atmosphäre – und das ist oft mehr wert als jede Tablette.
Medikamente – mit Augenmaß
Mischformen erschweren auch die medikamentöse Behandlung. Manche Präparate wirken nur bei Alzheimer, andere bei vaskulärer Demenz oder Parkinson-Symptomatik. Noch schwieriger wird es, wenn Medikamente Nebenwirkungen auslösen – wie bei der Lewy-Body-Demenz, wo Antipsychotika zu starken Komplikationen führen können.
Deshalb mein Rat: Lassen Sie Medikamente regelmäßig überprüfen, besonders bei auffälligen Reaktionen. Und begleiten Sie Ihr Gegenüber mit sanfter Wachsamkeit – manchmal ist weniger mehr.
Für Sie als Angehörige – zwischen Unsicherheit und Hoffnung
Ich weiß, wie zermürbend es sein kann, nicht zu wissen, „was genau“ los ist. Die Mischung aus Alzheimer, Durchblutungsstörungen und vielleicht noch einer leichten Depression bringt viele an ihre Grenzen.
Und doch: Inmitten dieser Unsicherheit können wir einen verlässlichen Anker bauen – mit Alltagsritualen, mit Humor, mit kleinen Momenten der Verbindung.
Vielleicht ist das Wichtigste nicht, welche Demenz es ist, sondern wie wir einander begegnen, wenn nichts mehr sicher scheint.

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