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Altersvergesslichkeit oder MCI (Mild cognitive impairment? Wo die Grenze wirklich verlaeuft

  • leyroutz
  • vor 5 Minuten
  • 2 Min. Lesezeit

Viele Menschen erleben ab einem bestimmten Alter, dass Namen nicht mehr so schnell abrufbar sind, dass man beim Erzählen den Faden verliert oder dass man sich beim Einkaufen nicht mehr an alles erinnert, was man eigentlich besorgen wollte. Für viele Angehörige stellt sich dann die Frage: Ist das noch „normales Altern“ – oder bereits ein Hinweis auf eine beginnende Erkrankung?

Damit diese Unsicherheit kleiner wird, ist es hilfreich, die beiden Begriffe klar zu unterscheiden: die normale Altersvergesslichkeit und das Mild Cognitive Impairment (MCI).


Was gehört zur normalen Altersvergesslichkeit?

Die sogenannte Altersvergesslichkeit ist eine natürliche Begleiterscheinung des ganz normalen Alterns. Unser Gehirn verändert sich, Informationen werden langsamer verarbeitet, und Abrufprozesse brauchen mehr Zeit. Entscheidend ist: Diese Veränderungen sind nicht krankheitswertig.


Typische Merkmale:

  • Man vergisst gelegentlich Namen oder Wörter, erinnert sich aber später wieder.

  • Einfache Alltagsabläufe funktionieren weiterhin problemlos.

  • Die Orientierung ist stabil, ebenso die Entscheidungsfähigkeit.

  • Komplexe Aufgaben benötigen mehr Zeit, aber sie gelingen.


Menschen mit Altersvergesslichkeit bleiben vollständig alltagskompetent. Sie führen ihren Haushalt, organisieren Termine, verwalten Finanzen und treffen Entscheidungen selbstständig.


Was unterscheidet MCI von der normalen Vergesslichkeit?

Das Mild Cognitive Impairment (MCI) bezeichnet eine klinisch relevante kognitive Beeinträchtigung, die über das normale Altern hinausgeht. Es ist kein Krankheitsbild wie eine Demenz, aber eine Art „Zwischenzustand“, der ernst genommen werden sollte.

Kernelemente eines MCI:


  1. Subjektive oder fremdanamnestische Beschwerden: Die Person oder Angehörige bemerken Veränderungen.

  2. Objektiv messbare Defizite: Testverfahren wie der CERAD zeigt klare Abweichungen vom Altersdurchschnitt.

  3. Alltag noch weitgehend selbstständig, aber mit ersten Einschränkungen:

    • komplexe Tätigkeiten fallen schwerer

    • man verliert schneller den Überblick

    • neue Situationen überfordern

    • Vergessen tritt häufiger und störender auf

  4. Es liegt keine relevante Beeinträchtigung der Basisaktivitäten des Alltags vor – das wäre erst ein Kriterium für Demenz.


MCI heißt also: mehr als normale Altersveränderung, aber weniger als Demenz.


Warum diese Unterscheidung so wichtig ist

Viele Angehörige fragen sich: „Übertreiben wir gerade – oder stimmt hier etwas nicht?“

Eine klare diagnostische Einordnung gibt Sicherheit. Ein MCI sollte immer fachlich abgeklärt werden, weil:

  • es Hinweise auf frühe neurodegenerative Prozesse geben kann

  • eine Verlaufskontrolle wichtig ist

  • Betroffene und Angehörige frühzeitig Strategien entwickeln können

  • es Möglichkeiten gibt, Risikofaktoren zu reduzieren

  • eine eventeulle Verzögerung der Erkrankung durch eine passende Medikation

Eine normale Altersvergesslichkeit hingegen braucht keine medizinische Diagnostik – vielleicht nur etwas Gelassenheit, gute Alltagsstrukturen und Stressreduktion.


Wann sollte man aufmerksam werden?

Eine Abklärung ist sinnvoll, wenn:

  • die Veränderungen rasch zunehmen

  • der Überblick in komplexen Alltagssituationen verloren geht

  • Angehörige deutliche Unterschiede im Verhalten wahrnehmen

  • Unsicherheiten, Ängste oder Rückzug auftreten

  • Fehler im Haushalt, bei Finanzen oder der Organisation zunehmen

Frühzeitige Diagnostik bedeutet nicht Pathologisierung – sie bedeutet Orientierung.


Fazit

Normale Altersvergesslichkeit ist Teil des Lebens. Ein MCI hingegen ist ein klar definierter klinischer Zustand, der professionelle Untersuchung und Verlaufskontrolle benötigt. Beide Phänomene können ähnlich wirken, unterscheiden sich jedoch entscheidend in Tiefe, Häufigkeit und Alltagseinfluss.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass die Veränderungen stärker sind als erwartet, lohnt sich eine fachliche Einschätzung. Gut informierte Angehörige sind der wichtigste Schutzfaktor im Verlauf einer kognitiven Erkrankung.

ree

 
 
 

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© 2021 Christine Leyroutz - Alle Fotos von Fotografie_Lebzelt

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