Nach der Diagnose: Wie geht es weiter?
- leyroutz
 - vor 2 Tagen
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Die Diagnose Demenz ist kein Punkt am Ende eines Satzes, sondern eher ein Doppelpunkt: Danach geht es weiter – anders, aber weiter. Für viele Betroffene und Angehörige ist der Moment der Mitteilung ein Schlüsselerlebnis, das alles verändert. Wie dieses Gespräch geführt wird, welche Worte fallen – oder eben nicht –, kann entscheidend dafür sein, wie Menschen mit der neuen Realität umgehen.
Das Gespräch nach der Diagnose
In meiner Arbeit erlebe ich immer wieder, dass dieser Moment von Stille begleitet ist. Worte wie „Demenz“, „Alzheimer“, „kognitive Beeinträchtigung“ hallen nach, während gleichzeitig das Denken stillsteht. Es braucht Zeit, um zu verstehen, was das eigentlich bedeutet. Darum ist es mir wichtig, Diagnosen nicht einfach mitzuteilen, sondern gemeinsam verständlich zu machen. Dazu gehört, in Ruhe zu erklären, was die Diagnose aussagt – und was nicht. Es gibt Formen, Stadien und Verläufe. Eine Demenz ist kein plötzliches Ende, sondern ein Prozess, in dem noch vieles möglich bleibt. Keine gleicht der Anderen, das ist die Herausforderung, aber auch die Möglichkeit der Mitbestimmung für alle Beteiligten.
Ich sage oft: „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar – aber sie braucht Beziehung.“Menschen spüren, ob sie ernst genommen und gehalten werden. Ein mitfühlendes, ehrliches Gespräch schafft Vertrauen – und es öffnet die Tür für die nächsten Schritte.
Das Gespräch mit den Angehörigen
Auch Angehörige erleben diesen Moment als Zäsur. Für manche fällt alles in sich zusammen, für andere ist es eine Bestätigung dessen, was sie längst gespürt haben. Oft sind Schuldgefühle oder Scham im Raum, manchmal auch Erleichterung, weil das Unfassbare endlich einen Namen hat. Im gemeinsamen Gespräch klären wir, was die Diagnose konkret bedeutet – medizinisch, psychologisch und im Alltag. Wer übernimmt was? Wo braucht es Unterstützung? Welche Stärken gibt es in der Familie?
Ich erlebe immer wieder, dass in diesen Gesprächen etwas Neues entsteht: Ehrlichkeit. Eine neue Form von Nähe.
Unterstützung und nächste Schritte
Nach der Diagnosestellung beginnt die eigentliche Arbeit: Orientierung finden, Sicherheit gewinnen, Ressourcen aktivieren. Es gibt viele Wege der Unterstützung – und keine „eine richtige“ Lösung. Sinnvoll ist:
Aufklärung: Verstehen, was die Erkrankung bedeutet, nimmt Angst.
Beratung: Psychologische, sozialarbeiterische und pflegerische Beratung helfen, Überforderung zu vermeiden.
Selbsthilfe: Austausch mit Betroffenen oder anderen Angehörigen entlastet und schenkt Zuversicht.
Aktiv bleiben: Bewegung, geistige Aktivität und soziale Teilhabe sind wertvoll – für alle Beteiligten.
Ich empfehle, frühzeitig gemeinsam zu planen: Welche Hilfen braucht es jetzt, welche vielleicht später? Wo liegen die Grenzen der eigenen Kraft – und welche Unterstützung darf man annehmen?
Ein persönliches Wort zum Schluss
Jede Diagnose ist ein Einschnitt, aber auch eine Einladung, anders hinzuschauen. Oft sehe ich in den ersten Gesprächen Momente von Klarheit, Mut und sogar Zärtlichkeit. Das berührt mich jedes Mal aufs Neue. Wenn wir es schaffen, den Menschen hinter der Diagnose nicht zu verlieren, dann beginnt an diesem Punkt kein Ende – sondern eine neue Art von Miteinander.
Mir ist wichtig, dass nach der Diagnosestellung Raum bleibt – für Nachfragen, für Unsicherheiten, für Gespräche, die einfach guttun. Eine Diagnose ist kein Ende, sondern der Beginn eines gemeinsamen Weges, auf dem Fragen erlaubt und Gefühle willkommen sind.
Ich bin erreichbar – auch dann, wenn es „nur“ der Entlastung dient. Denn Beziehung, Vertrauen und Austausch tragen – für alle Seiten.








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