Tag 142: Wenn das Helfersycdrom an seine Grenzen stösst
- leyroutz
- vor 5 Stunden
- 2 Min. Lesezeit
„Wenn ich es nicht mache, macht es ja niemand.“„Ich will doch nur, dass Mama es gut hat – warum fühle ich mich dann so leer?“
Wer die Hauptverantwortung für einen an Demenz erkranken Angehörigen trägt, erlebt oft eine stille Verschiebung: Aus einem „Ich helfe ein bisschen“ wird ein „Ich bin rund um die Uhr zuständig“. Manche rutschen in diese Rolle fast unbemerkt – besonders, wenn sie ohnehin als „die Zuverlässige“, „der Starke“ oder „die Organisierte“ gelten.
1. Das stille Wachsen der Last
Pflegeverantwortung verteilt sich in Familien selten gerecht. Nicht selten bleibt sie an einer Person hängen – meist an der, die „schon immer funktioniert hat“. Was zunächst aus Liebe, Pflichtgefühl oder Pragmatismus beginnt, wird nach und nach zur emotionalen Belastung.
Viele Angehörige mit Helfermentalität merken erst spät, wie sehr sie sich selbst verlieren: Schlafprobleme, Gereiztheit, Rückenschmerzen, ein Gefühl von Ausweglosigkeit – aber auch Wut auf die „anderen“, die sich entziehen.
2. Warum es so schwerfällt, Hilfe zuzulassen
Psychologisch gesehen ist das sogenannte Helfersyndrom oft mit tieferliegenden Überzeugungen verbunden:
„Ich werde nur geliebt, wenn ich gebraucht werde.“
„Ich darf niemandem zur Last fallen – aber alle dürfen sich auf mich verlassen.“
„Nur wenn ich perfekt funktioniere, bin ich wertvoll.“
Diese Glaubenssätze wirken stark, besonders in emotional angespannten Familiensystemen. Sie führen dazu, dass Hilfe von außen abgelehnt, Kontrolle behalten und eigene Bedürfnisse kleingeredet werden.
3. Erste Schritte zur Entlastung
Selbstklärung: Fragen Sie sich ehrlich: Warum tue ich das alles? Was ist Pflicht – was ist mein Bedürfnis? Wo liegt meine Grenze?
Rollen reflektieren: Sind Sie in einer Rolle, die Ihnen tatsächlich entspricht – oder erfüllen Sie Erwartungen von früher?
Verantwortung verteilen: Auch wenn andere Geschwister sich entzogen haben – es ist legitim, Aufgaben neu zu klären. Manchmal hilft ein Familiengespräch mit einer außenstehenden Fachperson.
Unterstützung suchen: Pflegedienste, Entlastungsgespräche, Selbsthilfegruppen – es gibt mehr Hilfe, als man denkt. Wichtig ist: Sie dürfen sich helfen lassen.

Pflege darf ein Akt der Liebe sein – sie muss aber kein Akt der Selbstaufgabe werden.Wer gut für andere sorgen will, muss lernen, für sich selbst zu sorgen.Das ist kein Egoismus – das ist Fürsorge mit Weitblick.
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