Wenn Menschen mit Demenz ploetzlich wuetend werden
- leyroutz
- 3. Juli
- 2 Min. Lesezeit
...und wir nicht wissen warum
„Was hab ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?“ – Diese Frage stellen sich viele Angehörige, wenn ein geliebter Mensch mit Demenz plötzlich laut wird, schimpft oder sogar handgreiflich wird. Solche Ausbrüche wirken auf den ersten Blick unlogisch – und doch haben sie meist einen emotionalen Ursprung.
Was passiert da?
Bei vielen Demenzformen – insbesondere der Alzheimer-Krankheit oder frontotemporalen Demenz – wird das Gehirn in seiner Fähigkeit zur Reizverarbeitung gestört. Stress, Lärm, Überforderung, Schmerzen oder das Gefühl, nicht verstanden zu werden, können zu innerer Anspannung führen, die sich in Wut entlädt.
Typische Auslöser:
Veränderungen im Ablauf (z. B. neue Pflegeperson)
Unverstandene Sprache (z. B. zu viele Informationen auf einmal)
Schmerzen (z. B. Zahnweh, Druckstellen)
Gefühl des Kontrollverlusts
Was hilft?
Nicht persönlich nehmen. Die Wut richtet sich meist nicht gegen dich – sie ist Ausdruck von Not.
Reize reduzieren. Ruhige Umgebung, leise Stimme, wenig Ablenkung.
Gefühle spiegeln: „Du bist gerade sehr wütend. Ich bin da.“
Nach Auslösern suchen. War die Situation zu überfordernd? Gab es eine körperliche Ursache?
Und was hilft dir?
Solche Situationen sind belastend. Sprich mit anderen darüber. Hole dir Pausen. Es ist in Ordnung, sich zu schützen. Auch deine Gefühle dürfen sein.
2. „Du hast mein Geld gestohlen!“ – Wenn Demenz zu Misstrauen führt
Wenn der eigene Vater einen plötzlich des Diebstahls beschuldigt oder die Mutter glaubt, dass „alle gegen sie arbeiten“, bricht oft eine Welt zusammen. Angehörige sind schockiert: „Wie kann sie das denken? Ich würde ihr nie etwas tun!“
Warum passiert das?
Bei Demenz lässt das Kurzzeitgedächtnis nach, Orientierung geht verloren. Wenn die Brieftasche nicht am gewohnten Platz liegt oder der Schmuck fehlt, kann das Gehirn keine logische Erklärung mehr liefern – also sucht es sich eine.
Misstrauen ist ein Schutzmechanismus.
Wenn man nicht versteht, wo etwas hin ist, liegt die Vermutung nahe: Jemand muss es weggenommen haben. Das ist kein böser Wille – es ist eine Überlebensstrategie.
Was hilft?
Ruhig bleiben. Auch wenn’s wehtut: nicht rechtfertigen, sondern zuhören.
Nicht mit Logik begegnen. Statt: „Ich habe es nicht genommen!“ lieber: „ich weiß wie wichtig dir die Brieftasche, die Kontoauszüge, der Schlüssel....sind
Sich selbst beruhigen: Atmen. Einen Moment rausgehen. Später nochmal auf das Thema eingehen.
Und wenn das Vertrauen dauerhaft leidet?
Es kann helfen, über feste Routinen, sichtbare Ablagen oder kleine Beschriftungen Sicherheit zu schaffen. Und: Du brauchst selbst Unterstützung. Solche Vorwürfe nagen. Du musst da nicht allein durch.

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