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  • AutorenbildChristine Leyroutz

Alltagsgeschichten

Wir bekommen einen neuen Bewohner. Ich kenne und begleite die Familie schon lange. Irgendwie sind wir zusammengewachsen und es besteht eine besondere Verbindung.


Alles begann mit einer unischeren Diagnose, und einer noch mehr verunsicherten Gattin. Wie Frau Herz den Weg zu mir gefunden hat weiß ich nicht mehr. Der Rest der Erinnerungen ist lebhaft da.


Frau Herz fürchtete sich davor ihren Mann mit der Diagnose Demenz zu konfrontieren, also überlegte sie sich dazu eine Geschichte. Um mit ihm eine psychologische Diagnostik durchzuführen, war ich also eine Turnerfreundin von Frau Herz. Ich hatte schon viele Rollen, da mir die Angst von pflegenden Angehörigen immer wieder begegnet. Eines meiner Lieblingszitate: „die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“. Diese Wahrheit muss ich manchmal ein bisschen verschieben.


Schnell hat sich herausgestellt, dass der Ehemann von Frau Herz leider schon mittelschwer und an einer Sonderform der Demenz erkrankt war.

Nicht nur Frau Herz, sondern die ganze Familie, tat alles Mögliche, um Herrn Herz ein gutes Leben zu ermöglichen.


Zu Beginn wurde über unsere mobiles aDeM wöchentlich ressourcenorientiert aktiviert, die Stunden wurden ausgebaut, da die für ihn passende Psychologin gut mit Herrn Herz zurechtkam. Dadurch war die Ehefrau stundenweise entlastet. Im Laufe der Zeit besuchte Herr Herz zusätzlich mehrmals wöchentlich ein Tageszentrum. Die Krankheit schritt fort, die Betreuung wurde aufwendiger.

In gemeinsamen Gesprächen berichtete Frau Herz immer wieder über die vielen schönen Momente, die sie mit ihrem Mann erleben durfte. Aber auch die Anstrengung wurde immer mehr. Die Balance zwischen einer „gesunden“ Selbstführsorge und den Bedürfnissen des erkrankten Ehemannes wurde immer schwieriger. Immer wurde abgewogen welche Betreuungsmöglichkeit es noch gäbe. Von der Individualbetreuung zur 24- Stunden Hilfe. Es wurde nichts ausgelassen.


Frau Herz war sehr erschöpft, da für sie selbst keine Zeit mehr war. Die Momente der Ruhe wurden immer weniger, die Anstrengung immer größer, der Erfolg immer kleiner. Die Möglichkeit einer Kurzzeitpflege wurde ins Auge gefasst.

Als sich der Zustand von Herrn Herz plötzlich massiv verschlechterte, blieb Frau Herz nur der Weg ins Krankenhaus. 10 Tage auf einer Station im KH waren natürlich sehr herausfordernd für Herrn Herz, auch für seine Gattin. Aufgrund der strengen Corona Regeln, durfte Frau Herz immer nur für eine Stunde zu ihrem Mann. Die Behandlung dort, bleib leider ohne Erfolg. Herr Herz konnte nicht mehr schlafen, was für seinen Zustand natürlich nicht förderlich war.

Das Schlimme an dieser Situation war aber zusätzlich, dass Frau Herz gemeinsam mit ihrer Familie eine Entscheidung treffen musst. Zu Hause würden sie die Betreuung und die Versorgung nicht mehr schaffen. Auch die Energie von Frau Herz hat ihre Grenzen.

Schweren Herzens aktivierte sie die Aufnahme im Pflegeheim. Dies war der letzte Ausweg für Frau Herz. Gut, dass sie einen Plan B hatte, denn so wie es der Zufall wollte, war dort gerade ein Bett frei.

Nach 6 schweren Tagen für alle Beteiligten ist es gelungen Herrn Herz gut zu versorgen. Er konnte endlich schlafen, und dadurch wurden auch seine Tage gut erträglich. Der Zusammenhalt der KollegInnen in der Pflegeeinrichtung war großartig, die interdisziplinäre Arbeit mit allen Stellen unbeschreiblich. Herrn Herz blieb dadurch der Aufenthalt auf der Alterspsychiatrie erspart. Erspart blieben Frau Herz die Sorgen einer neuerlichen Verlegung. Obwohl sie mit ihrer Kraft am Ende war, unterstützte sie unser Team und ihren Gatten bis zur körperlichen und seelischen Erschöpfung. Gemeinsam haben wir es geschafft, und ich hoffe sehr, dass Frau Herz sich dank ihres Vertrauens in uns in Sicherheit wiegen kann, dass wir unser Möglichstes geben und sie nun die Möglichkeit bekommt, sich auszuruhen und wieder Kraft zu tanken.



Die Rückmeldung unserer Klientin:



"An die Leitung mit dem gesamten Team im Heim St. Peter

Zum Patient:

aufgenommen am 5.10.2021

ein Dankeschön von der Ehepartnerin am 2.11.2021

So plötzlich kann sich das Leben verändern.

Sehr unvorhergesehen kam der Schritt für mich, meinen geliebten Patienten nicht mehr zu Hause betreuen und pflegen zu können.

Wäre da nicht so viel Hilfe und Wissenswertes im Voraus aus der Alzheimer Selbsthilfe Gruppe da gewesen, ich glaub ich wäre schon viel früher verrieben und hätte nicht mehr weiter gewußt.

Die Situation meines Mannes hat nach langer Pflege mit viel und trotz fachlicher Unterstützung, sich innerhalb von wenigen Tagen so verändert, verschlechtert, daß ich mir nur noch mit rascher Einweisung ins Klinikum zu helfen wußte. Doch – dort ward wenig geschehen!

Die große Erleichterung war dann ein Bett im Heim St.Peter so schnell bekommen zu haben, wo ein wirklich hilfreiches gut ausgebildetes Team den überaus schwierigen Patienten übernommen hat..

Ob die Pflegeheim- Leitung, die gerontologische Betreuung, auch der gut vernetzte Neurologe und das gesamte Pflegeteam, Sie Alle waren und sind mit vollem Einsatz für den Patienten da. Sie sind perfekt ausgebildete Fachkräfte, die im Team herzlich und liebevoll und ausdauernd, mit wohl schwierigen Situationen von Patienten und deren Bezugsperson umzugehen verstehen.


Euch gebührt großer Dank und Anerkennung"


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