Gestern als ich im Heim ganz schnell um die Ecke bog, bin ich kurz sehr erschrocken.
Die letzten Monate war der liebste Rückzugsort von Frau F. noch bewohnt.
Ich mochte sie sehr.
Sie war eine sehr kritische Bewohnerin, und was ich ganz besonders schätzte; sie war sehr selbstbestimmt. Es war ihr erlaubt, dies bis ganz zum Schluss zu leben. Ich habe gerade ihre Stimme im Ohr, wenn sie mich ganz kritisch fragte: wer sind Sie? Ich musste sehr deutlich sprechen, denn nuscheln konnte sie nicht ausstehen, immerhin war sie eine ganz Große in Kärnten, eine große Schauspielerin, und so wollte sie auch behandelt werden, bis zum Schluss.
Das gefiel und imponierte mir sehr. Wenn ich die Gelegenheit hatte, las ich ihr das Horoskop vor. Sie liebte es, und sehr oft war dies der Anfang einer wunderbaren Diskussion.
Die letzten Wochen ist sie ruhig geworden, ich hatte das Gefühl sie schloss Frieden mit so Vielem. Frau F. hatte immer viel Besuch, sie genoss es im Mittelpunkt zu stehen. Das zelebrierte sie auch im Heim. Sie hatte viele Bewunderer und die Menschen, die sie besuchten, schienen sie sehr gern zu haben.
Sie verabschiedete sich ausgerechnet während des Besuchsverbotes, es war ganz ruhig und auch Frau F. war von einer besonderen Stille umgeben. Sie schlief ganz entspannt und ohne Publikum ein...
Wenn ich jetzt in diesen Bereich gehe, fehlt mir ihre Anwesenheit. Ich erfreue mich aber jedes Mal an einem Bilderrahmenset, in dem ganz viele Bühnenbilder von ihr gerahmt sind.
So bleibt sie in meiner Erinnerung...
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