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Leben mit Demenz – Zwischen Alltag und Veraenderung

  • leyroutz
  • vor 11 Minuten
  • 3 Min. Lesezeit

Demenz verändert alles – langsam, schleichend und oft schmerzhaft. Sie greift nicht nur ins Gedächtnis ein, sondern auch in Beziehungen, Gewohnheiten, Rollen und Zukunftsbilder. Für Angehörige bedeutet das: der Mensch bleibt – aber er wird ein anderer.

Es ist, als würde ich jeden Tag ein kleines Stück Abschied nehmen – und trotzdem ist sie ja noch da.“

Heute nehmen wir uns Zeit, das Leben mit Demenz in seiner Tiefe zu betrachten – mit Verständnis, Strategien und Mitgefühl für alle Beteiligten.


Was passiert bei einer Demenz?

Demenz ist kein Teil des normalen Alterns. Es ist eine neurodegenerative Erkrankung, bei der Hirnfunktionen nach und nach beeinträchtigt werden. Je nach Demenzform (z. B. Alzheimer, vaskulär, Lewy-Body oder frontotemporal) zeigen sich unterschiedliche Schwerpunkte:

  • Gedächtnisverlust

  • Orientierungsstörungen (Zeit, Ort, Personen)

  • Sprachveränderungen (z. B. Wortfindungsstörungen)

  • Veränderungen der Persönlichkeit oder Stimmung

  • Verlust von Alltagskompetenz

Für Angehörige ist es oft eine doppelte Belastung: Sie müssen mit den kognitiven Veränderungen umgehen – und gleichzeitig mit dem emotionalen Schmerz, dass ein geliebter Mensch sich zunehmend entfremdet.


Alltag mit Demenz – was hilft?

Der Alltag mit Demenz erfordert kreative Lösungen, Geduld und Flexibilität. Was heute klappt, kann morgen nicht mehr funktionieren. Dennoch gibt es bewährte Grundsätze:


Struktur & Rituale:
  • Feste Tagesabläufe geben Sicherheit.

  • Wiederkehrende Routinen (z. B. Frühstück am selben Ort, gleiche Musik am Abend) helfen bei der Orientierung.

Einfache Kommunikation:
  • Kurze, klare Sätze

  • Positive Aufforderungen statt Korrekturen („Lass uns den Mantel anziehen“ statt „Du hast ihn schon an!“)

  • Körpersprache bewusst einsetzen

Milieugestaltung:
  • Übersichtliche Räume, beschriftete Schränke, Kontraste

  • Weniger ist mehr: Reizüberflutung vermeiden

  • Vertraute Gegenstände sichtbar platzieren

Beziehungsgestaltung:
  • Gemeinsame Zeit ohne Leistungsdruck: Musik hören, spazieren, Fotoalben anschauen

  • Emotionen spiegeln – nicht Inhalte korrigieren

  • Validierung statt Konfrontation: „Du fühlst dich allein“ statt „Aber ich bin doch da!“


❤️ Der Mensch bleibt – auch mit Demenz

Demenz verändert viel – aber nicht alles. Viele Fähigkeiten bleiben erstaunlich lange erhalten: das emotionale Gedächtnis, musikalisches Erleben, der Wunsch nach Nähe, das Bedürfnis nach Anerkennung.

Das bedeutet: Der Mensch mit Demenz spürt, ob er willkommen ist. Ob man ihn ernst nimmt. Ob er sich sicher fühlt.

Angehörige berichten oft, dass sie ganz neue Arten der Verbindung entdecken – jenseits von Sprache und Logik. Ein gemeinsames Lächeln. Eine Berührung. Ein Lied, das beide kennen.


Rollen im Wandel – Angehörige im Dazwischen

Demenz verändert nicht nur die betroffene Person – sondern das ganze Familiensystem. Die Partnerin wird zur Pflegenden. Die Tochter zur Entscheiderin. Der Sohn zum Dolmetscher zwischen Medizin und Alltag.


Systemisch betrachtet bedeutet das: Rollen, Erwartungen und Grenzen verschieben sich – oft unbemerkt, oft unausgesprochen.

Häufige Herausforderungen:

  • Schuldgefühle („Ich schaffe es nicht allein – bin ich eine schlechte Tochter?“)

  • Überforderung („Ich habe keine Zeit mehr für mich selbst.“)

  • Isolation („Freunde ziehen sich zurück – niemand versteht, was ich durchmache.“)

Diese Gefühle sind normal – und verdienen Anerkennung statt Verdrängung.


Selbstfürsorge ist kein Luxus – sondern Überlebensstrategie

Wer Demenz begleitet, braucht innere Stabilität. Das bedeutet nicht, immer stark zu sein – sondern sich selbst nicht zu verlieren in der Fürsorge für andere.

Fragen zur Selbstfürsorge:

  • Wann habe ich zuletzt etwas nur für mich getan?

  • Wer darf mich auffangen, wenn ich falle?

  • Was gibt mir Kraft – im Kleinen wie im Großen?


Selbstfürsorge kann bedeuten:

  • 10 Minuten Pause mit Musik

  • Ein ehrliches Gespräch mit einer Freundin

  • Einmal „Nein“ sagen, ohne sich zu rechtfertigen

  • Eine Beratung, ein Kurs, eine Gruppe besuchen


Fazit: Leben mit Demenz ist ein Prozess – kein Zustand

Demenz bedeutet nicht nur Verlust – sondern auch Transformation. Sie zwingt uns, neue Wege zu finden, alte Muster loszulassen und präsent zu sein – im Hier und Jetzt.

Als Angehörige sind Sie nicht nur Unterstützende – sondern auch Lernende, Mitfühlende, Wandelnde.

Sie müssen diesen Weg nicht perfekt gehen. Aber Sie dürfen ihn gemeinsam gehen – mit anderen, die verstehen, was es heißt, zwischen Erinnerung und Gegenwart zu leben.


Fazit: Leben mit Demenz ist ein Prozess – kein Zustand

Demenz bedeutet nicht nur Verlust – sondern auch Transformation. Sie zwingt uns, neue Wege zu finden, alte Muster loszulassen und präsent zu sein – im Hier und Jetzt.

Als Angehörige sind Sie nicht nur Unterstützende – sondern auch Lernende, Mitfühlende, Wandelnde.

Sie müssen diesen Weg nicht perfekt gehen. Aber Sie dürfen ihn gemeinsam gehen – mit anderen, die verstehen, was es heißt, zwischen Erinnerung und Gegenwart zu leben.



 
 
 

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© 2021 Christine Leyroutz - Alle Fotos von Fotografie_Lebzelt

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