Tag 111: Therapieformen bei Demenz: Vielfältige Ansätze für mehr Lebensqualität
- leyroutz
- vor 12 Minuten
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Ich erlebe immer wieder, wie überrascht Angehörige sind, wenn sie von der Vielfalt der therapeutischen Möglichkeiten bei Demenz erfahren. Während die medikamentöse Behandlung wichtig sein kann, gibt es zahlreiche nicht-medikamentöse Therapieansätze, die das Wohlbefinden und die Lebensqualität von Menschen mit Demenz erheblich verbessern können.
Ganz im Sinne von Tom Kitwoods personenzentriertem Ansatz geht es dabei nicht um ein "Reparieren" kognitiver Defizite, sondern um die Stärkung des Personseins – der einzigartigen Identität und Würde des Menschen mit Demenz. Kitwood hat erkannt, dass das Wohlbefinden eines Menschen mit Demenz nicht allein vom neurologischen Zustand abhängt, sondern maßgeblich von der sozialen Umgebung und den zwischenmenschlichen Beziehungen beeinflusst wird.
Lassen Sie mich einige besonders wirksame Therapieformen vorstellen:
Biografiearbeit nutzt die Lebensgeschichte als therapeutische Ressource. Durch das Erinnern an bedeutsame Lebensereignisse, das Betrachten von Fotoalben oder das Erzählen von Lebensgeschichten wird die Identität gestärkt. In meiner Praxis habe ich erlebt, wie Menschen, die kaum noch sprachen, plötzlich lebhaft von ihrer Kindheit erzählten, wenn sie mit vertrauten Gegenständen aus dieser Zeit in Berührung kamen.
Musiktherapie erreicht Menschen mit Demenz oft noch, wenn andere Kommunikationswege verschlossen sind. Die Fähigkeit, Musik wahrzunehmen und darauf zu reagieren, bleibt erstaunlich lange erhalten. Das gemeinsame Singen von vertrauten Liedern kann nicht nur Freude bereiten, sondern auch Erinnerungen wecken und Unruhe lindern.
Kunsttherapie bietet Ausdrucksmöglichkeiten jenseits der Sprache. Das kreative Gestalten mit Farben, Formen und verschiedenen Materialien kann beruhigend wirken und Erfolgserlebnisse vermitteln. Es geht dabei nicht um künstlerische Perfektion, sondern um den Prozess des Schaffens.
Bewegungstherapie und Tanzen fördern nicht nur die körperliche Fitness, sondern auch das Wohlbefinden. Rhythmische Bewegungen zu Musik können Freude bereiten und das Körpergefühl stärken. Selbst bei fortgeschrittener Demenz können einfache Bewegungsübungen oder sanftes Tanzen im Sitzen positive Reaktionen auslösen.
Validation nach Naomi Feil ist eine Kommunikationsmethode, die die subjektive Realität und die Gefühle von Menschen mit Demenz ernst nimmt und bestätigt, anstatt sie zu korrigieren. Dieser wertschätzende Umgang fördert Vertrauen und reduziert Stress und Angstzustände.
Milieutherapie gestaltet die Umgebung so, dass sie Orientierung bietet, Sicherheit vermittelt und gleichzeitig anregend wirkt. Eine demenzfreundliche Raumgestaltung mit klaren visuellen Hinweisen, angenehmer Beleuchtung und einer Balance zwischen Ruhe und Anregung kann das Wohlbefinden deutlich verbessern.
Tiergestützte Therapie nutzt die besondere Beziehung zwischen Mensch und Tier. Der Kontakt zu speziell ausgebildeten Therapietieren kann Freude bereiten, Stress reduzieren und soziale Interaktion fördern. Besonders bei Menschen, die sich verbal kaum noch äußern, kann die Begegnung mit einem Tier überraschende positive Reaktionen auslösen.
Als Psychologin empfehle ich Angehörigen, sich über diese verschiedenen Ansätze zu informieren und gemeinsam mit Ärzten und Therapeuten zu überlegen, welche Angebote für ihren Angehörigen passend sein könnten. Dabei gilt: Es gibt kein universelles Erfolgsrezept. Was einem Menschen mit Demenz guttut, hängt von seiner Persönlichkeit, seinen Vorlieben und der aktuellen Phase der Erkrankung ab.
Informieren Sie sich bei Selbsthilfegruppen, Gemeinden

oder Gedächtnisambulanzen über therapeutische Angebote in Ihrer Nähe. Viele Techniken lassen sich auch in angepasster Form zu Hause umsetzen – fragen Sie Fachpersonen nach konkreten Tipps für den Alltag.
Denken Sie daran: Auch wenn Demenz derzeit nicht heilbar ist, gibt es vielfältige Wege, um die Lebensqualität zu verbessern und wertvolle gemeinsame Momente zu schaffen.
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