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  • AutorenbildChristine Leyroutz

Leben mit dem Corona Virus

Aktualisiert: 27. März 2020

Heute ist Tag X der Corona Krise. Nach welcher Zeitrechnung denn eigentlich? Gefühlt ja schon lange, in Wochen sind es bald es zwei, und wenn ich meine persönliche Betroffenheit in Tage fasse, sind es inzwischen 24.



Gemeinsam mit meiner Freundin und Kollegin Margit sollten wir am 11. März nach Kiew fliegen um für die Akademie der Diakonie de La Tour und dem Verein Brot für die Welt Teilnehmerinnen aus Russland, Moldawien und der Ukraine, im Bereich des Themas "Demenz" zu schulen. Nachdem sich die Situation bei uns in Kärnten und vor allem bei unserem Nachbarn Italien schon zugespitzt hatte, begannen wir ab dem 5. März ziemlich unsicher zu werden, was wohl passieren würde. Würden wir wieder problemlos heimkehren können? Müssten wir uns danach in Quarantäne begeben? Würden uns unsere russischen Teilnehmerinnen die geografische Nähe zu Italien übel nehmen?


Wir waren sehr erleichtert, als wir uns am 10. März entschlossen, nicht zu fliegen. Obwohl wir beide sehr neugierig auf das Land, die Menschen, und vor allem die Demenz Situation dort waren.


Trotzdem hatte all das gute Seiten!

Eine neue Erfahrung war dann das Arbeiten mit Skype..! Wir arbeiteten gemeinsam mit den Teilnehmerinnen per Skype, das war mit unter ziemlich anstrengend, aber im Großen und Ganzen funktionierte es immerhin so gut, dass Margit und ich an den Abenden zufrieden ins bett gefallen sind. allerdings hatten wir das Glück, dass wir eine sehr gute Dolmetscherin hatten..

Es war nicht einfach eine Beziehung zu den TN über Skype herzustellen. Ich bin auf jeden Fall schon neugierig wie es jetzt weitergeht, denn wir sollten schon im Juli noch einmal nach Kiew. Wir werden sehen, was bis dahin passiert... auf jeden Fall war es bis jetzt schon einmal aufregend.


Daraufhin beschloss der Krisenstab der Diakonie erste Maßnahmen zu setzen, und eine der ersten Aktion war es, unsere Bewohner in den Heimen vor dem Virus zu schützen. Dazu nahmen wir Kontakt mit den Angehörigen auf, und baten diese, ihre Lieben in den Heimen bis auf weiteres nicht zu besuchen. Alle waren sehr einsichtig. Kurz daraufhin erfolgte dann sofort ein behördliches Besuchsverbot. Viele der Betroffenen waren verängstigt und verunsichert, sowie auch unsere Mitarbeiter. Wir alle sind uns der Gefahr bewusst, wenn wir in die Arbeit gehen...

Die ersten Tage verliefen ruhig, aber gerade Bewohner und Angehörige die sich vorher fast täglich gesehen haben, vermissten die Besuche. Der Virus hat uns inzwischen fest in der Hand. Man hört und liest nichts anderes mehr.


Die Schlagzeile:

"In Spanien werden Pflegeheime zu Leichenhallen" hat mich letztendlich so wütend gemacht, dass ich kreativ wurde. Wir haben in Kärnten über 70 Pflegeheime, die Angehörigen machen sich Sorgen um ihre Lieben und umgekehrt, das war es genau was wir brauchen...

Die Mitarbeiter geben ihr Bestes und versuchen auch soziale Kontakte so gut als möglich zu ersetzen, so eine Schlagzeile ist nicht NOTWENDIG!

In unserer Einrichtung begannen wir mit WhatsApp-Telefonie zwischen Bewohnern und Angehörigen. Ich kann Ihnen da draußen gar nicht sagen, was wir für berührende Erlebnisse haben. Ein an Demenz erkrankter Mann, dem der Name seiner Gattin nicht mehr einfiel, versuchte ihr Gesicht über Telefon zu streicheln. Menschen die nicht mehr reden, sagen den Namen der Tochter. Dafür gibt es kaum Worte, aber ganz viel Gänsehaut...


Die Familien sind dankbar, weil sie sehen, dass es ihren Liebsten gut geht. Und es ist ein Unterschied ob ich die Worte nur höre, oder diese mit einem Gesichtsausdruck dazu wahrnehme. Auch privat nutze ich dieses Medium um mit meiner Familie in Tirol und meinen Freunden in Kontakt zu bleiben.


Ich bin dankbar!


Ich habe eine warmherzige Familie, viele liebenswerte Freunde, einen wunderschönen Beruf, einen Dienstgeber, der mir diese Kreativität erlaubt und Menschen um mich, mit denen ich gerne zusammenarbeite. Es ist die Beziehung zu Menschen die unser Leben lebenswert macht. Diese Beziehungen in Zeiten wie diesen zu ermöglichen, macht mich glücklich und dafür bin ich dankbar.


Fotos: Fotografie Lebzelt

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