Pflege braucht Pausen – warum Erholung nicht Luxus, sondern Notwendigkeit ist
- leyroutz
- 4. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Ich sitze hier auf Kur, weit weg vom Alltag, und spüre, wie sich etwas in mir verändert. Plötzlich muss ich nicht funktionieren, nicht organisieren, nicht für alles und jeden da sein. Ich darf einfach nur da sein. Und genau das fühlt sich ungewohnt, fast schon fremd an.
Viele pflegende Angehörige erzählen mir, dass sie gar nicht mehr wissen, wie es ist, eine Pause zu machen. „Wenn ich nicht da bin, läuft doch alles schief“, oder: „Ich darf doch keine Zeit für mich beanspruchen, schließlich geht es Mama schlechter als mir.“ Und so wächst Tag für Tag der Druck, bis nichts mehr geht.
Dabei ist genau das Gegenteil wahr: Nur wer Pausen macht, kann langfristig tragen. Wer ständig gibt, brennt aus. Wer nie innehält, verliert irgendwann den Blick für das Schöne.
Eine Pause muss nicht gleich drei Wochen Kur bedeuten (auch wenn ich jedem wünsche, diese Erfahrung zu machen). Pausen können auch kleiner sein:
ein Spaziergang um den Block, ohne schlechtes Gewissen
eine Tasse Kaffee in Ruhe, ohne nebenbei die Wäsche zu sortieren
zehn Minuten Musik hören, die man selbst liebt
ein Gespräch mit jemandem, der zuhört, ohne Ratschläge zu erteilen
Solche Mikro-Kuren im Alltag können Wunder wirken. Sie sind kein Luxus, sondern eine Investition – in die eigene Gesundheit, in die eigene Geduld und letztlich auch in die Qualität der Pflege.
Demenz verlangt viel. Sie fordert Geduld, Kraft und Liebe. Aber niemand kann das alles geben, ohne auch selbst aufzutanken. Darum sage ich es hier ganz bewusst: Pausen sind Teil der Pflege. Sie sind kein Ausstieg, sondern eine Voraussetzung dafür, dass Begleitung überhaupt gelingen kann.
Und vielleicht, wenn wir es uns erlauben, entdecken wir sogar wieder dieses leise Gefühl: wie schön es ist, einfach nur bei sich selbst zu sein.
Reflexionsfrage:
Wann habe ich mir zuletzt eine echte Pause gegönnt – und wie könnte eine kleine „Mikro-Kur“ heute für mich aussehen?








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