Rollenverteilungen in der Geschwisterdynamik
- leyroutz
- 24. Juni
- 1 Min. Lesezeit
„Ich will nicht immer die Vernünftige sein!“
Wenn ein Elternteil pflegebedürftig wird, treten oft alte Familienmuster wieder hervor – wie ein Bühnenstück, dessen Rollen längst verteilt sind. Die Vernünftige organisiert alles. Der Abwesende meldet sich kaum. Der Rebell stellt Entscheidungen in Frage, ohne Verantwortung zu übernehmen. Und alle handeln – unbewusst – nach einem alten Drehbuch.
Woher kommen diese Rollen?Familiensysteme entwickeln im Laufe der Jahre bestimmte Dynamiken, in denen sich jede Person einen Platz sichert, der scheinbar funktioniert. Diese Muster entstehen aus Bedürfnissen, aus Strategien, die in der Kindheit hilfreich waren. Doch in der Gegenwart – gerade in Krisensituationen – können sie blockieren, verletzen und alte Ungleichgewichte reproduzieren.
Wenn die Pflege alte Rollen aktiviert:
Die "Vernünftige" übernimmt alles – bis sie innerlich zusammenbricht.
Der "Sorgenlose" bleibt passiv – und erzeugt Wut.
Der "Harmonisierer" versucht, es allen recht zu machen – und bleibt dabei selbst auf der Strecke.
Wie gelingt ein Ausstieg aus dem alten Drehbuch?
Rollen erkennen und benennen: Erst wenn mir bewusst wird, welche Rolle ich spiele, kann ich entscheiden, ob ich sie weiter ausfüllen will.
Erwartungen hinterfragen: Bin ich wirklich die Einzige, die alles tragen muss – oder erwarte ich es sogar von mir selbst?
Kommunikation auf Augenhöhe: Offene Gespräche über Empfindungen und Grenzen helfen, neue Formen der Zusammenarbeit zu finden.
Wir sind nicht unsere Rolle. Und wir sind nicht verpflichtet, sie lebenslang weiterzuspielen. In jeder familiären Krise steckt auch die Chance, sich neu zu positionieren – mit mehr Selbstfürsorge und Wahrhaftigkeit.

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