Tag 109: Farbe und Freude im Alltag: Kleine Veraenderungen mit grosser Wirkung
- leyroutz
- vor 2 Tagen
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Die Umgebung eines Menschen mit Demenz hat enormen Einfluss auf sein Wohlbefinden. Aus meiner gerontopsychologischen Praxis und im Sinne Kitwoods personenzentriertem Ansatz möchte ich Ihnen Anregungen geben, wie Sie heute – ja, wirklich heute noch – mehr Farbe und Freude in die Lebenswelt Ihres Angehörigen bringen können.
Menschen mit Demenz verlieren häufig die Fähigkeit, ihre Umgebung aktiv zu gestalten. Gleichzeitig reagieren sie oft sensibler auf Sinneseindrücke. Daher ist es so wichtig, dass wir als Begleitpersonen die Umgebung bewusst liebevoll und anregend gestalten. Dies bedeutet nicht, dass Sie die Wohnung komplett umgestalten müssen – im Gegenteil, Vertrautes gibt Sicherheit. Vielmehr geht es um gezielte, wohlüberlegte Elemente, die Freude und Orientierung schenken.
Praktische Ideen für mehr Farbe und Freude:
Für die Sinne:
• Bringen Sie frische Blumen mit intensiven, angenehmen Düften mit
• Spielen Sie Lieblingsmusik aus früheren Lebensabschnitten ab
• Backen oder kochen Sie gemeinsam Gerichte, die positive Erinnerungen wecken
• Achten Sie auf angenehme Stoffqualitäten bei Kleidung und Heimtextilien
Für die visuelle Wahrnehmung:
• Hängen Sie ein neues Bild im Lieblingsfarbtönen auf
• Verwenden Sie farbige Tischsets, die einen guten Kontrast zum Geschirr bilden
• Bringen Sie jahreszeitliche Dekorationen an: ein Frühlingsstrauß, herbstliche Blätter oder festlicher Schmuck
• Ersetzen Sie grelle Beleuchtung durch wärmeres, blendfreies Licht
Für Identität und Orientierung:
• Stellen Sie persönliche Fotografien so auf, dass sie gut sichtbar sind
• Beschriften Sie wichtige Bereiche und Gegenstände, wenn hilfreich
• Gestalten Sie einen Jahreszeiten-Tisch mit typischen Materialien und Objekten
Besonders wichtig: Beobachten Sie genau, worauf Ihr Angehöriger positiv reagiert. Was lässt seine Augen aufleuchten? Bei welchen Sinneseindrücken entspannt er sich? Menschen mit Demenz können oftmals ihre Bedürfnisse nicht mehr verbal kommunizieren, aber ihre nonverbalen Reaktionen sind sehr aufschlussreich.
In meiner Arbeit erlebe ich immer wieder, wie selbst kleine Veränderungen in der Umgebung große positive Auswirkungen haben können. Eine Patientin, die kaum noch sprach, begann plötzlich zu singen, als ihr Sohn ihre alten Schallplatten abspielte. Ein anderer Patient, der zunehmend unruhig wurde, fand Entspannung beim Betrachten eines Aquariums mit langsam sich bewegenden Fischen.
Denken Sie daran: Es sind nicht immer die großen Gesten, sondern oftmals die kleinen, liebevollen Details, die den Alltag mit Demenz freundlicher und würdevoller gestalten.

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