Tag 116: Leben mit Lewy-Body Demenz - wenn die Realitaet verwischt
- leyroutz
- vor 29 Minuten
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„Die Welt um mich herum verschwimmt, und es fällt mir schwer, zwischen Realität und Vorstellung zu unterscheiden.“
So oder ähnlich können die Erfahrungen von Menschen mit Lewy-Körper-Demenz (LBD) aussehen. Diese spezielle Form der Demenz ist gekennzeichnet durch Veränderungen im Denken, Verhalten und der Wahrnehmung – und tritt oft mit weiteren Symptomen wie Halluzinationen, schwankender Beweglichkeit und veränderten Schlafmustern auf.
Was ist Lewy-Körper-Demenz?
Die Lewy-Körper-Demenz zählt zu den häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen nach der Alzheimer-Demenz und tritt häufig bei älteren Menschen auf. Sie wird durch die Ablagerung von Lewy-Körpern, also abnormen Eiweißablagerungen in den Nervenzellen, im Gehirn verursacht. Diese Ablagerungen beeinträchtigen die motorischen Fähigkeiten, das Denken und die Emotionen der Betroffenen.
Es gibt zwei Haupttypen der Lewy-Körper-Demenz:
Die Lewy-Körper-Demenz als primäre Demenz: Wenn die Demenz das erste und hauptsächliche Symptom ist.
Die Parkinson-Demenz: Wenn die Parkinson-Krankheit zunächst die Hauptdiagnose ist und die Demenz später auftritt.
Symptome, die die Realität verändern
Die Symptome der Lewy-Körper-Demenz können vielfältig und von Person zu Person unterschiedlich sein, umfassen jedoch häufig:
Schwankende geistige Fähigkeiten: Plötzliche Veränderungen in der Klarheit des Denkens und Bewusstseins.
Halluzinationen: Meist visuelle Halluzinationen, bei denen Betroffene Dinge sehen, die nicht da sind.
Bewegungsstörungen: Ähnlich wie bei Parkinson, was zu einer verlangsamten Bewegung und Muskelsteifheit führt.
Schlafstörungen: Viele Betroffene leiden unter tagsüber Schlafen und nächtlichen Unruhezuständen.
Störungen der Aufmerksamkeit und Wachheit: Diese können sich durch plötzliche Verwirrtheit und Veränderungen der Stimmung äußern.
Medikamentöse Behandlung – Wann sie hilft und wann sie schadet
Medikamentöse Behandlung bei Lewy-Körper-Demenz erfordert eine besonders vorsichtige Abwägung. Menschen mit LBD reagieren sehr empfindlich auf bestimmte Medikamente, und eine unpassende Medikation kann die Symptome erheblich verschlimmern.
Passende Medikamente:
Cholinesterasehemmer (z. B. Donepezil, Rivastigmin):Diese Medikamente helfen, den Abbau von Acetylcholin (einem wichtigen Neurotransmitter) zu verlangsamen. Sie können insbesondere bei der Behandlung der kognitiven Symptome (z. B. Gedächtnis und Orientierung) und der Halluzinationen hilfreich sein. Cholinesterasehemmer sind oft das Mittel der Wahl für die Behandlung der Lewy-Körper-Demenz, da sie bei vielen Betroffenen positive Effekte zeigen.
Unpassende Medikamente:
Antipsychotika (z. B. Haloperidol):Antipsychotika sind bei der Lewy-Körper-Demenz mit Vorsicht zu genießen – insbesondere klassische Antipsychotika wie Haloperidol, die bei LBD-Patienten schwere Nebenwirkungen verursachen können. Diese Medikamente können motorische Störungen und Verwirrtheit verstärken und das Wohlbefinden der Betroffenen erheblich beeinträchtigen.
Benzodiazepine und Beruhigungsmittel:Diese Medikamente können die Kognitive Beeinträchtigung und Schläfrigkeit verstärken, was zu einem gefährlichen Kreislauf aus zunehmender Verwirrtheit und Bewegungsstörungen führen kann. Der Einsatz sollte daher nur sehr begrenzt und unter strenger ärztlicher Kontrolle erfolgen.
Was brauchen Angehörige?
Als betreuender Angehöriger eines Menschen mit Lewy-Körper-Demenz sind Sie oft mit unvorhersehbaren Situationen konfrontiert. Die Schwankungen im Verhalten und die emotionalen Höhen und Tiefen können sehr belastend sein. Es ist daher besonders wichtig:
Geduld und Verständnis:Akzeptieren Sie, dass der Mensch, den Sie betreuen, nicht immer rational handelt. Halluzinationen oder die Schwankungen in der Wahrnehmung sind Symptome der Krankheit, keine böse Absicht.
Struktur und Sicherheit:Menschen mit Lewy-Körper-Demenz benötigen eine strukturierte Umgebung, um sich sicher zu fühlen. Routine, regelmäßige Zeitpunkte für Mahlzeiten und Schlaf sowie klare Kommunikation können sehr unterstützend wirken.
Eigenpflege:Achten Sie darauf, auch auf sich selbst zu schauen. Betreuende Angehörige sind oft so sehr in ihre Rolle vertieft, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse hinten anstellen. Denken Sie daran: Nur wenn es Ihnen gut geht, können Sie auch gut für Ihren geliebten Menschen sorgen.
Netzwerke und Unterstützung:Der Austausch mit anderen Angehörigen oder Fachkräften kann Ihnen emotionale Unterstützung bieten und neue Perspektiven im Umgang mit der Krankheit eröffnen.
Was brauchen die Betroffenen?
Menschen mit Lewy-Körper-Demenz brauchen vor allem:
Würde und Respekt: Die Krankheit verändert das Verhalten, nicht jedoch den Wert des Menschen. Er oder sie bleibt der geliebte Mensch, auch wenn das Verhalten sich ändert.
Sicherheit: Strukturierte, sichere Umgebungen helfen, das Gefühl der Verwirrung zu reduzieren.
Empathie ohne Urteil: Akzeptieren Sie, dass Halluzinationen oder plötzliche emotionale Ausbrüche keine absichtlichen Handlungen sind. Sie sind Symptome der Erkrankung, die mit Geduld und Verständnis begegnet werden sollten.
Abschließende Gedanken
Die Lewy-Körper-Demenz stellt für alle Beteiligten eine Herausforderung dar – sowohl für die Betroffenen als auch für die Angehörigen. Doch auch wenn der Alltag oft schwierig erscheint, gibt es Wege, mit der Erkrankung umzugehen. Als Psychologin und Demenzexpertin kann ich nur betonen, wie wichtig es ist, sich nicht von den Symptomen überwältigen zu lassen, sondern Hilfe zu suchen und sich regelmäßig selbst zu unterstützen.
Denn trotz der Veränderungen bleibt der Mensch mit all seinen Erinnerungen und seiner Einzigartigkeit. Und das ist es, was zählt.

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