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Tag 134: Familiengrenzen klar kommunizieren

  • leyroutz
  • vor 3 Tagen
  • 2 Min. Lesezeit

1 │ Warum Grenzen über Liebe entscheiden

58 % der österreichischen Demenz-Pflegenden erleben ihre Aufgabe als „Rund-um-die-Uhr-Tätigkeit“ – ein strukturelles Dauerrisiko für Überlastung broschuerenservice.sozialministerium.at. Gleichzeitig sorgt sich laut einer Wiener Studie die große Mehrheit der Betroffenen (82 %) davor, den Angehörigen „zur Last zu fallen“ Botschaft: Grenzen schützen beide Seiten – Sie als Pflegende*r und die Würde Ihrer/Ihres Angehörigen.


2 │ Innere Vorbereitung: Vom „Ich muss alles schaffen“ zum „Wir tragen gemeinsam“

Die Forschung zeigt: Wer seine Rolle bewusst definiert, beugt Burn-out besser vor. Starten Sie mit einem kurzen Self-Check:

Reflexionsfrage

Typische Antworten

Weitergedacht…

Welche Aufgaben will ich behalten?

Insulin spritzen, Arzttermine

Erfordert Nähe & Fachwissen

Worauf kann ich verzichten?

Bügeln, Gartenarbeit

Outsourcing möglich

Was triggert mein „Nein-Gefühl“?

Nachtanrufe, spontane Besuche

Kommunikationsbedarf

Mini-Übung (3 Min.)

  1. Atmen, Füße spüren.

  2. Satz laut aussprechen: „Ich bin Pflegender – aber nicht alleinverantwortlich.“*

  3. Spüren Sie, wie sich der Brustkorb weitet.


3 │ Das Familiengespräch mit der CLEAR-Methode

Schritt

Frage an die Runde

Formulierungs­hilfe

C – Check

Wie geht es mir heute körperlich/mental?

„Ich merke, ich bin seit Tagen erschöpft …“

L – List

Welche Aufgaben liegen auf meinem Tisch?

„Ich mache aktuell 12 Dinge pro Tag …“

E – Entrust

Was kann wer übernehmen?

„Könntest du freitags das Einkaufen übernehmen?“

A – Announce

Wie sage ich es wertschätzend?

„Wenn du das Essen bringst, bleibt mir Energie für Papas Übungen.“

R – Review

Wann checken wir nach?

„Lasst uns in vier Wochen kurz bilanzieren.“

Beispiel

„Mir ist wichtig, dass Mama gut versorgt ist und ich gesund bleibe. Deshalb möchte ich ab Juli nur noch die Morgenroutine übernehmen.Klaus, könntest du das Duschen am Donnerstag organisieren?“

4 │ Typische Stolpersteine & Antworten

Einwand

Antwort-Idee (Ich-Botschaft)

„Aber du machst das doch am besten!“

„Genau deshalb brauche ich Pausen, damit die Qualität bleibt.“

„Es ist doch nur kurz!“

„Kurz für dich – bei mir summiert es sich. Lass uns eine Alternative suchen.“

Schuldgefühle

Selbst-Mitgefühl-Anker: Hand aufs Herz, innerlich: „Ich darf Grenzen setzen, weil ich langfristig da sein will.“


5 │ Hilfe holen ohne schlechtes Gewissen

  • Mobile Dienste & Tageszentren

  • Kurzzeitpflege – Ideal, um einmal pro Quartal vollständig abzuschalten


6 │ Grenzen nachhaltig im Alltag verankern

  1. Familienboard einrichten – Whiteboard oder geteilte App (z. B. Google Keep) mit Aufgaben, Namen, Datum.

  2. „Nein“-Satz üben – Laut vor dem Spiegel sprechen, bis er flüssig klingt.

  3. Ressourcen-Tafel – Telefonnummern von Entlastungsdiensten, Freunden, Seelsorge sichtbar aufhängen.

  4. Eigenes Wohlbefinden überprüfen – Ampel (Grün = ok, Gelb = müde, Rot = Auszeit) täglich notieren


7 │ Schlussimpuls

Loslassen einzelner Aufgaben ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck einer reifen, flexiblen Liebe. Je klarer Sie Ihre eigenen Grenzen schützen, desto verlässlicher bleiben Sie die vertraute Konstante im Leben Ihres demenzkranken Angehörigen – heute, morgen und langfristig.

Handlungsaufruf: Nehmen Sie sich noch heute 15 Minuten, füllen Sie Ihre erste CLEAR-Liste aus und vereinbaren Sie einen Familien- Telefonat. Ihr Weg zu einem tragfähigen Pflege-Team beginnt genau jetzt.


 
 
 

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