Tag 135: Mit Schuldgefuehlen konstruktiv umgehen
- leyroutz
- vor 2 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Theorie-Kick: Schuld ist ein häufiges Begleitsymptom von Dauerbelastung. Aktuelle Empfehlungen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft raten, Gefühle weder zu verdrängen noch zu dramatisieren, sondern als Signal für unerfüllte Bedürfnisse zu lesen.
Lernpfad in 3 Schritten
Gefühl benennen – laut oder schriftlich („Ich fühle mich schuldig, weil …“).
Realitäts-Check – Was davon liegt tatsächlich in meiner Kontrolle?
Selbstmitgefühl-Mantra – Hand aufs Herz: „Ich tue mein Bestes in einer schwierigen Situation.“
Fahrplan zum Dranbleiben
Warum ein Fahrplan hilft
Pflege ist kein Sprint, sondern ein Marathon – und selbst erfahrene Läufer*innen müssen ihre Kräfte einteilen. Ein klar strukturierter Fahrplan unterstützt Sie dabei, kleine, machbare Schritte festzulegen und die Gefahr der dauerhaften Überlastung zu verringern.
Spalte | Leitfrage | Beispiel |
Check | Was fühle ich körperlich und emotional? | „Verspannung im Nacken, leichte Gereiztheit.“ |
List | Welche Aufgaben erledige nur ich? Welche könnte ich abgeben? | „Medikamente richten: ich. Wäsche: abgeben.“ |
Entrust | Wem kann ich konkret etwas anvertrauen? | „Mobile Pflege am Donnerstag.“ |
Announce | Wie formuliere ich die Übergabe wertschätzend? | „Mama, Frau Huber hilft dir morgen beim Duschen, damit ich Kraft für unseren Spaziergang habe.“ |
Review | Wann ziehe ich Bilanz? | „Nächsten Sonntag 10 Minuten Tagebuch.“ |
Tipp: Drucken Sie die Tabelle aus oder schreiben Sie sie handschriftlich. Sichtbarkeit erhöht Verbindlichkeit.
b) Mikro-Break: Fünf Minuten nur für Sie
Ort wählen – Fenster, Balkon oder Lieblingssessel.
Atemfokus – 10 tiefe Atemzüge, Schultern bewusst senken.
Mini-Freude – Tee, Musikstück oder Blick ins Grüne.
Merksatz: Wenn Sie heute fünf Minuten investieren, kaufen Sie sich morgen eine Stunde Gelassenheit.
2 │ Innerhalb von 7 Tagen: Entlastungsdienst anfragen
Warum jetzt?
Frühzeitiges Delegieren verhindert die klassische „Alles-allein-Spirale“.
Wartezeiten bei mobilen Diensten können mehrere Wochen betragen. Frühe Kontaktaufnahme schafft Planungssicherheit.
So gehen Sie vor
Liste erstellen – Notieren Sie 2–3 Dienste (Caritas, Hilfswerk, Rotes Kreuz etc.).
Telefonat vorbereiten
Kurze Beschreibung der Pflegesituation.
Konkreter Wunschumfang (z. B. „2 × pro Woche Duschen“).
Termin & Kosten klären – Fragen Sie nach Finanzierungshilfen (Pflegegeld)
Nachfassen – Vereinbaren Sie ein Probetermin, tragen Sie das Datum im Kalender ein.
Praxis-Impuls: Machen Sie das Telefonat nicht zwischen zwei Pflegehandlungen. Planen Sie 20 ruhige Minuten mit Notizblock ein – das senkt Stress und verbessert Ihre Verhandlungsposition.
3 │ Alle 3 Monate: Grenzen-Reflexion mit Vertrauensperson
Ziel
Mindestens einen vollen Tag komplette Pflegevertretung organisieren.
Eigene Belastungsanzeichen prüfen und den Unterstützungsplan anpassen.
So gelingt die Reflexion
Termin fixieren – Blocken Sie einen Kalendereintrag mit Partnerin, Freundin oder Fachperson (z. B. Community Nurse).
Protokolle sichten – CLEAR-Tabellen & Tagebuchnotizen.
Körperampel checken
Grün: Ausgeschlafen, stabil.
Gelb: Verspannungen, Vergesslichkeit, Gereiztheit.
Rot: Schlaflosigkeit, Erschöpfung, häufiges Weinen.
Maßnahmen ableiten
Gelb → Aufgaben neu verteilen, zusätzliche Kurzzeitpflege planen.
Rot → Ärztliche/psychologische Hilfe, ggf. Reha für pflegende Angehörige beantragen.
Hilfsmittel: Nutzen Sie digitale Tagebuch-Apps oder einfache Papierfragebögen („Wie hoch war meine Belastung diese Woche von 1 bis 10?“). Objektive Zahlen erleichtern Entscheidungen.
Abschließender Impuls
Loslassen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck einer reifen, flexiblen Liebe. Je klarer Sie Ihre eigenen Grenzen schützen, desto verlässlicher bleiben Sie die vertraute Konstante im Leben Ihres demenzkranken Angehörigen – heute, morgen und langfristig. Denken Sie daran: Selbstfürsorge ist kein Egoismus, sondern die solide Basis einer tragfähigen Pflegebeziehung.

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