Wenn die Stille lauter ist als der Trubel
- leyroutz
- 7. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Hier auf der Kur erlebe ich etwas, das mir im Alltag kaum auffällt: Wenn der Tag vollgepackt ist mit Terminen, Anwendungen, Essen, Gesprächen – dann läuft er einfach durch. Kaum Zeit, nachzudenken, kaum Lücken, die gefüllt werden müssten.
Und dann gibt es Tage mit freien Stunden, mit Pausen. Eigentlich ein Geschenk. Und doch merke ich: Diese Lücken fühlen sich manchmal schwerer an als die dichten Tage. Plötzlich tauchen Fragen auf: Was mache ich jetzt? Füllt sich die Zeit von selbst? Darf ich mich einfach hinlegen? Statt Leichtigkeit entsteht Druck.
Ich denke dabei oft an Angehörige von Menschen mit Demenz. Auch sie kennen dieses Spannungsfeld. Im dichten Alltag ist klar, was zu tun ist: Medikamente richten, Arzttermine, Pflege, Haushalt. Da bleibt wenig Raum zum Grübeln. Aber in den seltenen Momenten, in denen es ruhig wird, meldet sich die innere Unruhe. Dann wird spürbar, wie erschöpft man eigentlich ist – oder es brechen Gefühle durch, die im Trubel keinen Platz haben.
Vielleicht ist es genau das, was uns so herausfordert: Nicht das Machen, sondern das Sein. Die Leere auszuhalten. Die eigene Stimme zu hören, wenn es still wird.
Und doch sind gerade diese Lücken wertvoll. Sie zeigen uns, wo wir stehen, wie es uns geht, was wir brauchen. Sie sind unbequem, aber sie öffnen einen Raum, den wir sonst so leicht überdecken.
Vielleicht ist das die Einladung: Die Lücken nicht sofort füllen zu müssen. Sondern zu schauen, ob darin etwas von mir selbst sichtbar wird.
Reflexionsfragen für dich:
Wie erlebe ich Tage, die dicht gefüllt sind – und wie solche, die mehr Lücken haben?
Was passiert mit mir, wenn es plötzlich still wird?
Welche Gefühle oder Gedanken tauchen in der Leere auf?
Könnte ich eine kleine Lücke bewusst zulassen – ohne sie sofort füllen zu müssen?
Vielleicht steckt gerade in den Lücken ein Schlüssel, um wieder mehr bei mir selbst anzukommen.








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